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Diesen Weg auf den Höh´n sind wir (oft) gegangen, Vöglein sangen Lieder!

SC extre mit 4 Athleten beim größten Cross Ultra in Europa (SM über 72.7 km)

Mit Kurt Schrettenbrunner (dem einzigen erfahrene Ultra-Läufer), Franz Rudel, Christian Schwab sowie Jürgen Guth (allesamt Newcomer über die Superlangdistanz), stellten sich gleich 4 Läufer des SCM der Herausforderung im Ultralauf schlechthin:

dem Rennsteig-Lauf: Supermarathon (SM): 72,7 Kilometer Laufstrecke mit 2439 Höhenmeter durch den Thüringer Wald von Eisenach nach Schmiedefeld.

Franz, Kurt, Schwabi, Jürgen


Minutiös geplant die Anreise wurde der nicht beeinflussbare Teil von Schmiedefeld nach Eisenach zur Odyssee.

Verlief die Anreise im Thoni Mara Promotion Fahrzeug noch wie am Schnürchen so wurden wir in Schmiedefeld vor die erste Herausforderung gestellt. Außer ein paar wenigen Plakaten fanden sich im Ort keine Anzeichen für das große Laufereignis. Erst nach mehreren Runden im Kreis fand sich ein Hinweis, der uns zum Veranstaltungsort.führen sollte. Natürlich folgten wir Diesem umgehend, um nach einigen Rechts und Links-Abzweigungen direkt in der Zieleinlaufgasse, 100 Meter vor der Ziellinie zu landen.  Von zwei Urgesteinen des Thüringer Waldes wurden wir dann quasi nonverbal darauf hingewiesen, dass ein Weiterfahren nicht erlaubt ist. Logisch, oder. War ja auch ein Umleitungsschild „alle Richtungen“ aufgestellt. Nachdem wir dann endlich das Veranstaltungsgelände erreicht und den Promo-Wagen in die richtige Parkposition gebracht hatten, steuerten wir die Abfahrtstelle des Spättransportes zum morgigen Start in Eisenach an. Dieser sollte uns in weniger als 75 Minuten dorthin bringen. Hier mussten wir noch die Startnummer in Empfang nehmen und uns den Weg zum Gemeinschaftsquartier zeigen lassen. Dass aus 75 Minuten dann schlappe 2 Stunden und 15 Minuten wurden, ist wohl neben den fehlenden Umleitungsschildern auch den mangelnden Ortkenntnis unseres Busfahrers zuzuschreiben. Oder fährt er halt nur gerne Bus! So schaffte er es, an einer Kreuzung gerade auszufahren ,anstelle der Beschilderung nach rechts zu folgen, um 5 Minuten später wieder an dieser Abzweigung zu stehen. Den Drohgebärden der Reisenden beugte er sich dann doch und folgte von nun an  brav der Beschilderung ,um am Ortsschild von Eisenach sein Navi!! einzuschalten. War er nur in Eisenach ortsunkundig? Das bleibt wohl für immer sein Geheimnis. Heilfroh angekommen zu sein holten wir gleich unsere Startunterlagen, fühlten unsere Speicher noch mit Kohlehydraten und bezogen unser Quartier in einer Schule in Eisenach. Dank unserer späten Ankunft blieb nur der Schlafplatz auf den Flur. Das an Schlaf, wie Jürgen noch am frühen Abend optimistisch behauptete, nur wenig zu denken war, erübrigt sich hier. Nach nur 4 Stunden, in der Früh um 03:00 Uhr kam Bewegung in die Laufgemeinde. Equipment herrichten, frisch machen, kleines/großes Frühstück und ab zum Marktplatz, dem Ausgangspunkt unseres Laufes. Hier dröhnte schon um 05:00 Uhr dasRennsteiglied (...Vöglein sangen Lieder / www.rennsteigportal.com/rennsteiglied.html) aus den Lautsprechern. Punkt 06:00 Uhr wurden wir dann mit 2050 Laufbegeisternden auf die Strecke geschickt. Schwabi, Franz und Jürgen haben sich in den vorderen Reihen gemischt um bei den ersten Engstellen beim Überholen nicht zu viel Zeit zu verlieren. Kurt gesellte sich ins Mittelfeld. Seine persönliche Vorgabe lautete unter 09:00 Stunden. Er konnte sich ja am besten von uns einschätzen. Ist er doch schon zweimal über die Langdistanz von 50 Kilometern gegangen. Schwabi und Jürgen hatten die 06:00 Stunden-Marke im Visier. Franz wollte im „Wohlfühltempo“ die Strecke unter 07:00 Stunden meistern. So liefen Schwabi, Jürgen und mit geringem Abstand Franz die ersten 12 Kilometer gemeinsam. Um ihr gesteckte Ziel nicht schon früh aus den Augen zu verlieren hielten sich Schwabi und Jürgen konsequent an die Vorgabe von 5 min/km. Franz hat sich hier verabschiedet und ist sein eigenes Tempo nach persönlicher Vorgabe gelaufen. Synchron, Seite an Seite, spulten Jürgen und Schwabi ihr Programm ab. An den Steigungen etwas vorsichtiger ans Werk gehend, um bergabwärts wieder die verlorenen Zeit einzuholen. Bei Kilometer 40 standen da auch mal ein paar bekannte Gesichter. Diana und Oli waren angereist um mentale Unterstützung zu leisten., Danke! Mit Erreichen der Marathondistanz wurde es dann härter. Bei jeder Steigung wurden die Beine jetzt schwerer und schwerer. Bis Kilometer 55 am Grenzadler in Oberhof (Biathlonzentrum) lief es dann aber noch sehr rund. Bis dahin hatten die Beiden auch noch ihres angestrebte Zeit mit einem Kilometerschnitt knapp über 05:00 Minuten in Sichtweite. Da es ab jetzt mehr oder weniger nur bergab ging war eine Zeit knapp unter/über 06:00 Stunden noch möglich. Da hatten Schwabi und Jürgen aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn jede kleinste Steigung wurde fortan zur Qual. So war es nicht mehr möglich jeden Anstieg hoch zu rennen. Die Gehpausen an den Verpflegungsstationen wurden auch länger. Und zu guter Letzt muss sich der Veranstalter in der Streckenvermessung geirrt haben. Schwabis GPRS-Uhr zeigte einen ganzen Kilometer mehr an. Dank gegenseitiger Anfeuerung schaffte es die Beiden dennoch Gesamtplatz 43 und 44 (Altersklasse Platz 11 und12) zu halten und in 6:24:01 Stunden (Jürgen) bzw. 6:24:02 (Schwabi) in Schmiedefeld zu finischen. Pitsch nass von einem Gewitterschauer aber überglücklich über das Geschaffte lagen sich Beiden in den Armen. Nur knapp 25 Minuten später konnte sich auch Franz im Wohlfühltempo über eine Zeit unter 07:00 Stunden freuen. In 06:48:12 Stunden schaffte er es genau auf Platz 100. Auch unser Kurti konnte sich über seine persönliche Vorgabe freuen. Er passierte die Ziellinie als 1025 in 08:49:58 Stunden und blieb somit deutlich unter der 09:00 Stunden-Marke.

Alle Vier waren aber heilfroh die Strapazen ohne größere Blessuren überstanden zu haben und gesund und mehr oder weniger munter die Heimreise angetreten werden konnte. Und so wurde es für Alle ein gelungenes Wochenende, das wohl bei allen Beteiligten eine bleibende Erinnerung hinterläßt.

 

Noch ein Wort zum Veranstalter. Absolut Spitze die Verpflegung auf der Strecke. Bei mehr als 14.000 Teilnehmern eine logistische Meisterleistung.

 

... bin ich weit in der Welt, habe ich Verlangen, Thüringer Wald, nur nach dir ...

 

 

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Laufbericht Schwabirennsteig2

 

Um schon mal einiges vorwegzunehmen: dieser Lauf wird mir ewig in Erinnerung bleiben und die beiden Tage (den Freitag zähle ich hier noch dazu) im Thüringer Wald waren mehr als ereignisreich. Aber Eines nach dem Anderen...

 

 

Los ging es am Freitag gegen 16:00 Uhr. Aufbruch mit 3 weiteren unerschrockenen Läufern, 3 davon absolute Ultra-Grünschnäbel (ich natürlich inkl.), aber dafür mit den besten Liedern zum Rennsteiglauf im Gepäck! Dank neuer Autobahn ist man recht schnell in Schmiedefeld, nur geht man dort leider davon aus, dass man schon mindestens einmal hier war. So suchten wir fast vergebens nach Hinweisschildern zum Parkplatz an der Zielwiese. Nach einigen Runden durchs beschauliche Schmiedefeld landeten wir schließlich auf der Zielwiese. Blöd nur dass wir mitten im Zielkanal, ca. 50m vor der Ziellinie standen. Hier ging es also auch nicht weiter. Aber zwei etwas verwunderte Anweiser, wiesen uns dann etwas wortkarg den Weg. OK, erstes Etappenziel erreicht. Jetzt noch etwas akklimatisieren, den Duft Thüringer Bratwürste inhalieren (Essen war ja nicht erlaubt), ein kurzer Gang über die Läufermesse  lohnt sich nicht wirklich und das nicht nur, weil hier thoni mara-freie Zone ist) und dann ab zur Bushaltestelle, wo wir auf unseren Transfer nach Eisenach warteten. Der Bus kam sehr pünktlich, was dann aber auch das einzig Positive an dieser Fahrt war, denn aus der gemütlichen 75minütigen Busfahrt wurde eine 2 1/4-stündige Irrfahrt in einer sauerstoffleeren Hitzezelle, durch ostdeutsches Niemandsland, mit einem ortsunkundigen und straßenkartenlosen Fahrer, der zudem auch noch die Richtungshinweise ignorierte. OK, scheinbar hat man diese Region bei der Zuteilung von Umleitungsschildern jahrelang vernachlässigt, was wir jetzt ausbaden mussten, aber der Busfahrer hätte ja wenigstens sein Navi einschalten können...! Aber der Rennsteigläufer lässt sich ja nicht so schnell aus der Ruhe bringen und so kam der Fahrer, mal von einigen bösen Kommentaren abgesehen, recht ungeschoren davon. In Eisennach dann nichts wie hin zur Startnummernausgabe, die offiziell schon seit 15min geschlossen war. Aber wir haben dann doch noch unsere Unterlagen bekommen. Im Gegensatz zu meinen Mitstreitern war ich auf der Irrfahrt essenstechnisch gut versorgt und schaufelte eine Schüssel Nudelsalat in mich rein. Meine Kollegen hatten dann dafür ihr Happy End in Form eines großen Teller Pasta, beim Italiener um die Ecke. Mit dem Zigarillorauchshuttle ging es dann zu unserer Unterkunft, dem Elisabethen Gymnasium Eisenach, immerhin schon 22:30 Uhr. Hier fanden wir ein lauschiges Plätzchen im Gang vor den Klassenzimmern und schlugen unser Biwak auf. 2 Isomatten, ein kuschliger Schlafsack und die nötige Bettschwere, sollten doch reichen, um auch hier schlafen zu können. Falsch! Der kuschlige Daunenschlafsack war viel zu warm, ständig ging irgendeine Tür auf und zu oder jemand klapperte vorbei. Super es war inzwischen deutlich nach 0:00 Uhr, in 3 Stunden darf ich schon wieder aufstehen und ich mach kein Auge hier zu. Irgendwann schlief ich dann doch ein, aber leider nicht durch, so dass ich schon vor meinem Wecker auf war: 3:00 Uhr! Super, tolle Voraussetzungen um seinen ersten Ultralauf zu machen! So wie ich da ausgesehen habe, hätte ich auch 2 AK höher starten können...! Aber so unglaublich das auch klingt, man kommt doch wieder irgendwie in Schwung, was wohl auch mit der Anspannung vor so einem Lauf zu tun haben muss.

 

Dann um 5:00 Uhr ging es endlich zum Startbereich. Wahnsinn, wie viele Leute sich diesem Lauf stellen, mehr als 2000 ! Und ich treffe sogar einige Bekannte, mit denen ich gar nicht gerechnet habe. Das hebt die Stimmung sofort merklich an. Das kann auch die schlimme Musik ( Euro-Dance) nicht verhindern. Und dann gehts so langsam los. Die Leute platzieren sich in den Block, das Rennsteiglied ertönt und um Punkt 6:00 Uhr werde wir auf die Strecke geschickt! Ganz schön lange Einleitung, oder?

 

Das Profil der Strecke habe ich mir ja schon mal angesehen und hatte einen riesigen Respekt vor den Bergen. Also lief ich erst mal ganz verhalten los. An meiner Seite bzw. kurz hinter mir Jürgen und Franz. Vor mir Massen an Läufern! Waren die so stark, dass die so los preschen oder laufen die in ihr Verderben? Ich war sehr gespannt. Die ersten Berge wurden ganz locker genommen. Nur nicht das Wohlfühltempo verlassen und nicht überdrehen, war die Devise. Auch wenn ich jetzt vielleicht etwas hinterherlaufe, oberstes Ziel ist überhaupt anzukommen und dieses Ziel lies ich keine Sekunde aus den Augen. Mein etwas berg-affiner Laufkollege Jürgen lies mich an so manchem Anstieg richtig stehen, aber spätestens bei der nächsten Verpflegungsstelle liefen wir wieder im Gleichschritt. Das Wetter, die abwechslungsreiche Strecke, nette Begleiter und motivierende Zuschauer, ließen die ersten Kilometer im Flug vergehen. Bei KM25 hatten wir den ersten richtig steilen Anstieg und bereits einen Großteil der Höhenmeter hinter uns gebracht. Dies allerdings nicht ohne viele Körner gelassen zu haben. Jetzt war es an der Zeit auch die Kultverpflegung am Rennsteig zu testen: SCHLEIM! Oder besser Haferschleim mit verschiedenen Beerenfrüchten. Unter normalen Umständen wäre ich nicht mal in die Nähe des Haferschleims gegangen. Aussehen und Konsistenz erinnerten schwer an frisch Erbrochenem ( SORRY!). Aber es soll ein sehr natürlicher und gut verträglicher Energiespender sein. Und letztlich konnte man es auch essen. Allerdings werde ich wohl kein großer Fan von dem Zeug werden. Aber was tut man nicht alles für den Erfolg! So ging es bergauf / bergab, mal über schöne Waldwege, mal über steinige Wurzeltrails. Nach der Marathondistanz (ca. 3:35 Std.) waren wir noch richtig gut unterwegs und bei Kräften. Da war schon klar, dass mein Ziel Um die 6 Std. zu laufen reine Utopie war, denn ich hatte nicht bedacht, dass man ja an den Verpflegungsstellen oft 1-2min steht um aufzutanken und ich auch manche Berge bevorzugt hochgegangen bin um Kräfte zu sparen. Aber das spielte gar keine Rolle mehr. Ankommen müssen wir und das nach Möglichkeit zusammen. Irgendwann rief uns jemand zu, dass wir unter den Top 50 liegen. Das war toll, weckte aber auch wieder den Ehrgeiz und verleitet einen schneller zu laufen, als gut ist. Ich versuchte aber weiterhin diszipliniert zu bleiben. Und so langsam wurde es auch hart. 4 Stunden sind rum. Noch nie bin ich länger gelaufen. Das ist Neuland. Etwas später dann die nächste Marke: 51km. Nie bin ich weiter gelaufen. Schon gar nicht mit so vielen Bergen. Es ist der Teil der Strecke, wo einige der Läufer vor uns, dem Anfangstempo Tribut zollen und Gehpausen einlegen müssen. Dazu kommt auch noch eine sehr schwüle Wärme. Jede Verpflegungsstelle wird herbeigesehnt. Endlich wieder ein kühles Cola, Wasser oder anderes Getränk. Dazu etwas Banane, mal ein Gel oder den guten Schleim! Von warmen Würsten, Schmalzbroten und Krakauern halte ich mich, mit Rücksicht auf meine geplagte Verdauung zurück. Und immer noch ist es so verdammt weit bis ins Ziel. Großer Fehler! Nie daran denken, wie weit es noch ist. Das frustriert! Positive Gedanken suchen: Wir schaffen das. Jetzt sind wir soweit gekommen und noch immer läuft es doch gut. Immer noch überholen wir die Leute. Ganz selten kommt mal jemand von hinten. Trotzdem kommen die Tiefs. Aber es ist gut dass ich nicht alleine bin und dass unsere Tiefs meist so versetzt kommen, dass der andere motivieren kann. 60km. Immer noch viel zu viele Berge. Hört denn das nie auf? Auf der Karte ging es doch schon längst immer bergab!?! Aber auch aus diesem Tief kommen wir raus und plötzlich kommen wir so ins Rollen, dass mir fast Angst wird. Auf einmal muss ich regelrecht gebremst werden und trotzdem laufen wir kilometerweit in 4:30 min/km und schneller. Zwischen 63 und 69 fliegen die Kilometer an uns vorbei. Jetzt ist es sicher. Wir werden durchkommen. Nicht so schnell wie gedacht, aber wir werden durchkommen. Und kaum schwimmt man etwas auf der Euphoriewelle, bekommt man schon wieder einen drüber gebraten, denn nach der letzten Getränkestelle ging es mir schlagartig so schlecht, dass mein Kollege dachte ich falle um! Hätte ich doch nicht angehalten und wäre doch in dem "Flow" weiter gelaufen. Aber zu spät. Jeder Schritt eine Qual, der Magen ist gerade dabei sich umzudrehen und die Kilometer vergingen einfach nicht. Frustrierend: meine GPS-Uhr war die ganze Strecke immer supergenau. Bei 40km hatte ich keinen Meter Abweichung. Und jetzt zeigt es bei mir schon 800m mehr an, als das Streckenschild. Warum habe ich bei der letzten Verpflegungsstelle nicht das Gel mitgenommen, ich Depp! Die Aufmunterungen von meinem Kollegen registriere ich, vielleicht helfen diese unterbewusst, und irgendwie komme ich auch über diese Schwächephase und genau 1,2km vor dem Ziel bin ich plötzlich wieder am Leben. "Ich bin wieder da" sage ich meinem Freund und jetzt bringen wir das zu Ende. Diese Gewissheit ist ein absolut einmaliges Gefühl, das nur der kennt, der wie wir an dieser Stelle ( oder irgendeinem anderen harten Lauf ) steht. Und genau das ist das Gefühl, das den Läufer antreibt, sich in der Vorbereitung zu quälen. Beim Berlin Marathon hat man dieses Gefühl spätestens am Brandenburger Tor. Hier in der Thüringer Provinz geht es sicherlich etwas weniger spektakulär zu als in der Hauptstadt, aber das spielt in diesem Moment absolut überhaupt keine Rolle. Auch nicht ob hier 500 oder 50.000 Leute am Rand stehen. Es ist der persönliche Triumph etwas geschafft zu haben, was nur durch großen Willen, Stärke und so manche Entbehrung möglich war. Unbezahlbar! Und das Beste: man kann sich zusammenfreuen, denn wir laufen gleichzeitig ins Ziel. WIR haben es geschafft. Aber wo ist die Familie? Die wollten doch an der Zielgeraden stehen. Bestimmt habe ich sie vor lauter Euphorie übersehen. Schade, ich hätte den Moment gerne auch mit meinen Lieben geteilt.
Doch dann...

 

...konnten wir dieses Gefühl nicht noch länger auskosten, da es plötzlich sinnflutartig regnete. Sofort wurde mir kalt. Ich schnappte mir einen Becher warmen Tee und suchte nach einem Unterstand. Vergebens, alles belegt. So langsam fange ich das Zittern an. Schnell ins Festzelt! Das ist komplett überfüllt. Keine Chance sich zu setzen. Meine Kräfte sind dahin. Der Körper stellt auf Notfunktion um: Schüttelfrost! Gerade noch strahlender Finisher und jetzt ein nasses, bibberndes Häufchen Elend. Es gibt nur eine Hoffnung, der Sanitätscontainer. Also rein, nasses Hemd runter, rauf auf die Liege, rein in die Wärmefolie, darüber noch eine Wolldecke, dann noch eine Wärmflasche UND noch eine Decke. Und trotzdem schüttelt es mich wie verrückt. Noch nie habe ich mich so energielos gefühlt wie jetzt. Das merkt auch der Sani und hängt mich an die Infusion. Es dauert 45-60min und einen weiteren Infusionsbeutel, bis ich wieder einigermaßen bei Kräften bin. Wahnsinn! Irgendwann kam dann auch die Familie vorbei. Im ersten Moment natürlich etwas geschockt, aber ich konnte sie schnell beruhigen. Alles halb so wild! Und wo waren sie so lange geblieben? Der Opa ist ins falsche Schmiedefeld gefahren! Wer sein Navi bedienen kann ist hier klar im Vorteil. Aber auch das ist einen weitere Episode dieses unglaublichen und sehr sehr langen Tags. Ich habe mich dann wirklich sehr schnell wieder erholt, so dass ich abends, als wäre nichts geschehen, noch schön grillen und meine Kinder bespaßen konnte. Na und wenn das alles so gut geklappt hat, dann sehen wir uns ja vielleicht auch 2012 am Rennsteig! Oder?

 rennsteig6




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Laufbericht Franz

Stolz wie Oskar

 

Schmiedefeld – Eisenach   -  oneway

 

rennsteig_franz1Zu Fuß, besser gesagt, laufenderweise, am Ende oft auch gehenderweise, über den Rennsteig mit all seinen Höhen und Tiefen, durch wunderschöne Landschaft und in bester Gesellschaft.

72,7 km – einfach - einmalig?

Wie ich in diese Sache rein geraten bin ist mir selbst nicht mehr so klar. Rennsteiglauf. Oft schon gehört, positiv unterlegt, aber nie so richtig damit auseinandergesetzt oder genauer informiert. Schwabi hatte den Lauf schon lange auf seiner Liste, sozusagen als Highlight für 2011. Jürgen war irgendwann auch mal auf den Zug aufgesprungen und Kurt hatte unabhängig davon schon lange auf diesen Lauf hin gefiebert.  Bei mir tröpfelte die Laufsaison so vor sich hin, nach längerer Verletzungspause war es ein Training ohne Konzept, nicht zu wenig, aber planlos und die Form ließ auch zu wünschen übrig. Für einen

Zieleinlauf in Schmiedefel

harten Wettkampf fühlte ich mich also nicht gerüstet. Nach etwas Zaudern ließ ich mich dann doch hinreißen am Rennsteiglauf teilzunehmen. Für ein Laufexperiment war die Zeit mal wieder reif. Aber wenn schon, dann den Supermarathon, die Königsdisziplin. Die jahrelange Lauferfahrung, auch auf langen Strecken, wird´s schon richten. Ehrlich gesagt habe ich mich trotzdem kaum mit dem Lauf beschäftigt und überließ den gesamten organisatorischen Teil meinen Laufkollegen (Danke nochmal!). Ich wusste ja, dass ich mich auf sie verlassen kann. Die Anmeldung schaffte ich gerade noch auf dem letzten Drücker. Und schneller als ich dachte, saß ich zusammen mit meinen 3 Mitstreitern im Auto auf dem Weg, zunächst nach Schmiedefeld. Die anschließende Odyssee bis zum eigentliche Startschuss beschreiben ja Schwabi und Guthi ja schon ausführlich, wobei ich zugeben muss, dass ich mich nur unwesentlich gestresst fühlte und immer wieder überrascht war, dass letztlich alles ganz gut geklappt hat. Die Tagiatelle (mangels Spaghetti) mit Sardellen und Oliven und Rucola zusammen mit einem Weißbier am Abend vor dem Lauf hätten nicht besser schmecken können. Und die Übernachtung im Gymnasium auf dem Flur habe ich mir nicht anders vorgestellt und dank meiner Ohrstöpsel (Hüttenerfahrung!) konnte ich sogar ein paar Stunden relativ ruhen.

Aber jetzt zum Lauf:

Auf den ersten Kilometern konnte ich ja gerade noch so mit Schwabi und Jürgen mithalten, musste dann aber abreißen lassen, was absolut kein Drama war, denn ich wollte sowieso im Spargang mit möglichst ökonomischem Spritverbrauch irgendwie ins Ziel gelangen. Nach 25 km bergauf war ich noch ganz guter Dinge, verspürte aber keine zweite oder gar dritte Luft, von einem lockeren Laufstil gar nicht zu sprechen. Und schon hier war mir klar: Das wird noch ein ganz hartes Ding. Von wegen Lauferfahrung, Gequatsche. Der Kampf gegen den inneren Schweinehund begann deutlich früher als erwartet. Die zahllosen Bergaufpassagen zogen den Saft aus den Gliedern, die Bergabpassagen mit der Bremsbelastung prügelten die Muskulatur gnadenlos durch. Das Tänzeln durch die Wurzeltrails stellte höchste Anforderungen an die Koordination und Konzentration. Ein schmerzfreies Laufen stellte sich von nun an nicht mehr ein und selbst Muskeln, die mit dem Laufen primär nichts zu tun haben begannen zu schmerzen. Mit Sehnsucht erwartete ich die bestens betreuten Versorgungspunkte, um in Ruhe mal auftanken zu können mit Tee, Cola, Schleim und ein Stück Banane mit Salz. Allerdings war das Loslaufen nach einer Geh- oder kurzen Stehpause auch eine Strapaze, die extreme Überwindung erforderte, denn es dauerte immer einige Zeit, bis die sofort verkrampften Muskeln sich wieder etwas lockerten. Dass ich auf der zweiten Hälfte des Laufes eher nach hinten durchgereicht wurde war mir ziemlich egal, ich wollte nur noch irgendwie das Ziel erhobenen Hauptes erreichen. Eines war für mich klar: Nie wieder so einen Schwachsinn. Den möglichen Ausstieg bei km 54 (der Shuttlebus stand schon bereit) habe ich nur deshalb nicht in Anspruch genommen, weil ich einmal im Leben einen Ultra beenden wollte, und ich hatte ja schließlich schon einige km hinter rennsteig3mir. Eigenartigerweise ging es von nun an etwas besser. Die Schmerzen in den Adduktoren wurden nicht schlimmer und die tendenziell abschüssigen Laufstrecke auf den letzten 20 km machten es möglich, den Lauf doch noch ins Ziel zu bringen, wobei der finale Abschnitt, bei wohl fehlerhafter Ausschilderung, sich noch schier endlos hinzog. Der Regenguss kurz vor Schmiedefeld, der kalte Wind und die fehlende Möglichkeit sich unterstellen oder aufwärmen zu können ließen mich bei aller Freude, es endlich geschafft zu haben, ausschauen wie einen Haufen Elend. Zitternd stand ich da, meine Medaille in der Hand, ja, ich hatte es geschafft, unglaublich.

 

 

Fazit:

Experiment gerade so gelungen, allerdings war es deutlich härter, als ich mir das in meiner Naivität so vorgestellt habe.

 

Und noch eins zum Schluss: Ich halte wenig von Finisher T-Shirts. Sieht irgendwie affig aus. Aber in diesem Fall habe ich mir das Ding geholt, eine Nummer größer als sonst, damit ich es mit geschwellter Brust tragen kann, und ich werde es, Stolz wie Oskar, in den nächsten 3 Monaten erst mal nicht mehr ausziehen!

Heute (3 Tage nach dem Lauf) geht es mit saugut, und ein weiterer Ultra im thonimara/SCextreM-Team drängt sich geradezu schon wieder auf.

   

 

24.06.11

Franz

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Laufbericht Jürgen

!!!Danke, Danke, Danke!!!

 

Mein erster Supermarathon. Was für ein Erlebnis! Und dann noch mit Schwabi auf Augenhöhe. Wahnsinn!!

Aber erst mal möchte ich mich bei den Personen bedanken, die so ein Ergebnis möglich gemacht haben.

Danke an Katharina, Florian und Theresa für den Freiraum. So galt es doch für eine optimale Vorbereitung Kilometer zu fressen. 140 Kilometer und 7 Trainingstage mussten schon gut organisiert werden. Da haben mich meine Liebsten meist nur in Laufklamotten gesichtet.

Danke Schwabi für unser gemeinsames Laufen. So konnten wir uns Gegenseitig anfeuern und puschen. Ich weiß nicht ob ich die letzten 17 Kilometer ohne deine aufmunternden Worte in so einer Zeit geschafft hätte.

Auch Dank an Doc. Franz für die motivierenden Sprüche (Gewisse Laufkollegen sind gut drauf) im Vorfeld. Das hat mich noch härter trainieren lassen. J

Der Lauf selbst war für mich gigantisch. Weitere Ausführungen könnt ihr dem allgemeinen Bericht entnehmen. Stammt zum größten Teil aus meiner Feder mit Ergänzungen der Laufkollegen.

Kurz noch ein paar Highlights am Rande: Neben dem gemeinsamen Einlauf mit Schwabi waren sicherlich die einmalige Kulisse des Rennsteigs und der Start in Eisenach eine bleibende Erinnerung. Der Start wurde vom Heli begleitet. Bei Kilometer 2 nach einem langen Anstieg im Wald schwebte der Heli in einer Wiese auf Augenhöhe mit den Läufern um die Eindrücke in Bild und Ton festzuhalten.

Also an alle hartgesottenen SC extreM Läuferinnen und Läufer. Lasst euch inspirieren und springt mit auf. Ein kurzer 10er ist anstrengender als ein 72er im Wohl-Fühl-Tempo (Plagiatsquelle Doc. Franz)

 

Ich wird jetzt erst mal die Beine hochlegen und dieses Ereignis in vollen Zügen genießen.

 

Es grüßt die Bergziege

 

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Laufbericht Kurt

Lauf ohne Verlierer

Rennsteig_Kurt"Du kannst gelaufen sein, wo und was du willst - wenn du noch nicht am Rennsteig warst, kannst du einfach nicht  mitreden" - So oder ähnlich habe ich das irgendwo gelesen. Und da sich unter meinen Arbeitskollegen, mit denen ich mehrmals die Woche mittags Laufen gehe, einige dieser "verrückten" Ultraläufer befinden, kam ich zu dem Schluss, dass es auch für mich einmal langsam Zeit für diesen Lauf wäre. Und natürlich kam nur der "lange Kanten"  in Frage. Marathon mit Bergen gibt's auch anderswo, Halbmarathon erst recht. Nein, wenn schon, dann die Ultrastrecke über 72,7 km, den Supermarathon, wie er hier heißt.

Doch den Entschluss zu so einem Lauf fasst man nicht kurzfristig, schon gar nicht als besserer Hobbyläufer mit durchschnittlich nicht mal 50 km Laufleistung pro Woche. Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich über dieses Ziel zum ersten Mal nachgedacht. Und eigentlich auch gleich die vorausgegangenen 6 Monate in die - mindestens mentale - Vorbereitung mit einbezogen: ein erster Ultrawettkampf über 50 km, ein Trainingslauf über die Ultradistanz, zwei komplette Marathon-Vorbereitungstrainingspläne in 2010, drei Marathons in Würzburg, Dresden und Zeil, im Januar 2011 erneut die 50 km in Rodgau. Leider mussten weitere geplante Langdistanz-Events ausfallen: wetterbedingt der Coburg-Marathon am 6. Januar, urlaubsbedingt der Veste-Veste-Veste-Lauf (Coburg-Heldburg-Coburg), Teilnehmerlimit-bedingt der Burgen-Erlebnislauf über 50 km vom ASC Burgberg Lichtenfels. Die eigenen langen Sonntagsläufe über 30 bis 35 km sind kein vollwertiger Ersatz dafür.

Ich weiß nicht mehr genau, wann ich mich für den Rennsteig angemeldet habe, aber ich glaube, es war im Februar, kurz nach dem Erfolgserlebnis in Rodgau. Ich muss mir meine Ziele langfristig setzen, a) um mich selbst unter Druck zu setzen, und b) um auch genügend Zeit zum Vorbereitungstraining zu haben. Denn das Gesunde am Laufen ist das Training, nicht der Wettkampf.

Je näher der 21. Mai kam, desto mehr wuchs der Respekt vor der Strecke. Mehr um mein Gewissen zu beruhigen als sinnvolles geplantes Training durchzuführen, lief ich eineinhalb Wochen vor dem Rennsteigtermin abends von der Arbeit nach Hause: 46,5 km in 5:13 h. Ganz langsam - und ganz ohne Probleme. Klasse! Ich wusste, so könnte ich auch die 72,7 km schaffen.

Mein Arbeitskollege Ulli Zach, der Transeuropaläufer, ist den Rennsteig viele Male gelaufen (einmal sogar, nach einer etwa einstündigen Pause im Ziel in Schmiedefeld, wo er auf das Finish seiner Lauffreunde wartete, mit diesen zusammen dann bis zum Ende des Rennsteigs in Blankenstein, mal eben schlappe weitere 96 km!) und kennt die Strecke wie seine Westentasche.
Selbst er hat stets großen Respekt vor den ersten 25 km bis zum Großen Inselsberg, auf denen es fast nur bergauf geht. Auf diesem ersten großen Abschnitt darf man ja nicht überziehen, sonst muss man das später büßen, so lautet sein Rat, der trotz all seiner unzähligen Kilometer in den Beinen auch für ihn selbst gilt. "Sieh zu, dass du gut bis Oberhof kommst und bis dahin nicht zu viele Körner lässt. Da geht das Rennen erst an! Alle, die dich bis dahin überholt haben, siehst du nach Oberhof wieder!"

Also los. Die Logistik der Anreise wirft schon die ersten Probleme auf: wie kommt man frühmorgens nach Eisenach und hinterher von Schmiedefeld wieder heim? Es gibt unzählige Möglichkeiten dafür und wir haben sicher nicht die beste gewählt. Jürgen & Co. haben das ja schon ausführlich beschrieben und ich kann mir das sparen.

Die Bedingungen waren bereits am Start um 6 Uhr früh ausgezeichnet: mildes Frühlingswetter, etwas schwül, aber dafür eben nicht kalt. Der Tag versprach warm zu werden, also musste die kurze Laufmontur herhalten. Die Stimmung in der Stadt war trotz der Uhrzeit phänomenal! Was für ein Remmidemmi vom Radiomoderator und was für eine Lautstärke mitten auf dem Marktplatz! Nur das Rennsteiglied, das uns den ganzen Tag verfolgen sollte, ist nicht wirklich mein Geschmack.

Nach dem Startschuss genießen wir noch kurz die schön eben gepflasterte Fußgängerzone, dann geht's durch ein großes Stadttor und gleich die erste Rampe, noch auf asphaltierter Straße, hinauf, sogar in Serpentinen! Ich war nicht weit hinter Schwabi, Jürgen und Franz gestartet, so etwa noch im vorderen Fünftel des Feldes, und ich werde permanent überholt. Egal. Reicht mich durch bis ans Ende, egal, mein Ziel lautet nur Schmiedefeld. Schön wäre eine Zeit unter 9 h, idealerweise mit 7:00 min/km Durchschnittspace. Aber daran ist jetzt, beim ersten schweren Anstieg, noch gar nicht zu denken. Denn ich laufe nicht hinauf, ich gehe. Und kontrolliere ständig meinen Puls: er liegt, dem Gehen sei Dank, auch bergauf nur zwischen 70 und 75 % HFmax, ok.

Diese defensive Strategie behalte ich so bei, bis zum Inselsberg und darüber hinaus: leichte Bergaufpassagen kann ich laufen, steilere gehe ich, auf flachen Abschnitten laufe ich 6:20 bis 6:30 min/km, ebenso bergab. Ich habe keine Ambitionen, die bergauf beim Gehen "verlorene" Zeit durch kräfteraubendes Bergabrennen wieder reinzuholen. Wofür denn

Ich will nichts riskieren, sondern nur finishen. Außerdem habe ich stets etwas Bedenken, ob mein linker Innenmeniskus durchhält

Die Verpflegungsstellen sind reichlich, etwa alle 5 bis 6 km gibt es mindestens etwas zu trinken. Ich habe Kohlenhydrat-Riegel dabei, die ich in Stücke gedrittelt habe - Astronautennahrung mit Mango-Aroma auf- und bedingt durch ihre türkisch-honig-artige Konsistenz gnadenlos aneinandergepeppt. Aber das Zeug funktioniert! Ich nehme es an den Trink-/Verpflegungsstellen im Wechsel mit Haferschleim, der Kultnahrung auf dem Rennsteig. Das muss man einfach probiert haben! Neben dem üblichen Angebot wie Mineralwasser, Wasser mit leichtem Fruchtsaftgehalt, Cola (natürlich Original Ost-Cola), Äpfel, Bananen gibt es noch weitere Rennsteig-Spezialitäten: Fettbrot! (Schmalzbrot würde man bei uns sagen). Unglaublich, wie man sowas bei so einer Anstrengung nur essen kann (aber ich kenne selbst einige, die schwören drauf)! Oder Wiener Würstchen auf der Ebertswiese zur Halbzeit. Brr! Gegen Ende des Laufs sogar Schwarzbier (nicht alkoholfrei!), das erste isotonische Getränk im Angebot, denn spezielle Iso-Getränke gibt es leider keine (auch nicht im Ziel). Dafür Zitronenschnitze, die man mit Salz beträufeln kann, was ich leider erst viel zu spät entdecke.

Nach dem Inselsberg geht es zum ersten Mal länger bergab. Aber wie! Ein asphaltierter Fußweg,  so steil, dass ich Angst habe, mein Meniskus könnte jeden Augenblick in den Wald hüpfen. Die schönen, sauer erstiegenen Höhenmeter! Wie wunderbar könnte man die alle bei leichtem Gefälle locker bergab laufen!

Pünktlich bei km 30 wechselt der Boden auf Betonplatte. Endlich mal was Ebenes! Und ab hier bloß noch ein Marathon! Sind wir doch schon 'zig mal gelaufen, kein Problem also!

Das Streckenprofil geht munter weiter bergauf und bergab. Rampen, Abschüssiges, alles ist dabei. Die vielen Gehpausen aufgrund der Steigungen nerven mich etwas, denn es heißt ja RennsteigLAUF und nicht RennlaufSTEIG. Es ist nicht einfach, einen gleichmäßigen Rhythmus zu finden, aber vielleicht sind die vielen Wechsel ja auch gut für die Lockerung der Muskulatur.

So um km 45 herum kommt "Neuzeit" für mich: noch nie bin ich länger als 5:29 h gelaufen! Etwas später dann "Neuland": noch nie bin ich weiter als 50 km gelaufen - und es ist noch über ein Halbmarathon bis zum Ziel! Ich bin gespannt. Wann kommen die Ermüdungserscheinungen? Wann die Krämpfe? Wann die bleischweren Beine, wo nichts mehr geht? Solange nichts passiert, laufe und gehe ich einfach in meinen Tempi weiter. Atmungsprobleme habe ich keine. Der Puls hat sich zwischen 75 und 80 % HFmax eingependelt, je nach Steigung. Solange er bergab aber wieder runtergeht, ist doch alles in Ordnung!

Dann kommt Oberhof und ich erinnere mich an Ullis Mahnung: gut bis Oberhof durchkommen! Und das bin ich!. Ok, ich habe in der Folgezeit nicht wirklich ALLE, die mich überholt haben, wiedergesehen, aber die Zeit des permanent überholt Werdens ist schon lange vorbei. Ich fange tatsächlich an, an dem einen oder anderen Läufer vorbeizuziehen.

Schließlich erreiche ich den höchsten Punkt der Laufstrecke - yes! Angeblich sind jetzt nur noch zwei wirkliche Steigungen zu überwinden. Dass ich ins Ziel kommen werde, dessen bin ich mir sicher. Es geht mir gut. Keine Erschöpfungszustände, keine Krämpfe, auch nicht ansatzweise. Kein Mann mit dem Hammer weit und breit. Zu keiner Zeit auf der Strecke dachte und denke ich: was mache ich hier für einen Blödsinn? Nein, heute stimmt alles! Es macht einfach Spaß! Ich kann den wenigen Zuschauern, die es an der Strecke gibt, die aber fast alle die Läufer anfeuern (auch eine Leistung bei dem langen Läuferfeld) locker zuwinken und ein echtes (kein gequetschtes) Lächeln aufsetzen, das haben sie sich auch verdient. Und unglaublicherweise funktionieren meine Laufstrategie und mein Körper bis nach Schmiedefeld. Die letzten Kilometer gehen ziemlich bergab, das zieht und zieht jetzt doch in den Oberschenkeln! Aber am Ortseingang pushen mich AC/DC-Klänge aus einem Lautsprecher an, genau das was ich jetzt brauche (vielleicht sollte ich wirklich mal Musik zum Laufen ausprobieren?)! Ich kann sogar einen fulminanten Schlussspurt auf der Zielgeraden hinlegen und laufe überglücklich nach 8 h 49 min 58 s über die Linie! Ich bin da! Am Ziel! Im Mekka des Ultralaufs! Rennsteig-Finisher! Ziel erreicht! Zeitziel erreicht! Sagenhaft! Ich fühle mich durch meine eigene Leistung selbst geadelt. Und das Beste: ich bin weitaus weniger kaputt als z.B. nach dem Weltkulturerbe-Halbmarathon. Was für ein Tag! Alles in allem: ein Genusslauf!

Nach einer kurzen Erholungsphase merke ich, dass ich doch einige Blessuren habe: ich habe mir nämlich an mehreren Stellen einen Wolf gelaufen. Nicht eingecremt vor dem Rennen, Anfängerfehler! Doch muskulär geht es mir ausgezeichnet, auch die Bänder und Gelenke machen keine Probleme - noch nicht. An den darauffolgenden Tagen reiben und ziehen die Achillessehnen ein wenig, vor allem beim Treppensteigen. Aber das ist nach vier Tagen schon wieder abgehakt.

Wie es im nächsten Jahr aussieht - der Lauf feiert dann sein 40. Jubiläum - mal sehen. Ein erneuter Start ist ein frommer Wunsch, aber ich brauche dazu ja auch eine lange, erfolgreiche und vor allem verletzungs- und krankheitsfreie Vorbereitungszeit. Und zuallererst eine Familie, die so eine Unternehmung mitträgt und dafür selbst zurücksteckt.

Nach dem Duschen und der ganzen Rezivilisierung, im Festzelt, aus dem wir leider viel zu früh wieder aufgebrochen sind, fielen mir ein paar Plakate mit Zitaten zum Rennsteiglauf ins Auge. Eines davon ist mir in guter Erinnerung geblieben, denn es trifft wohl die Emotionen der meisten Teilnehmer sehr genau: "Rennsteiglauf - immer wieder. Niemals Erster, immer Sieger!"

rennsteig7

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