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Leichtathletik Events

Keine aktuellen Veranstaltungen.


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An Dresden habe ich eine gute Erinnerung: letztes Jahr gelang mir dort ein Quantensprung von 4:05 h (Berlin 2008) auf 3:45 h. Und dieses Jahr, in der Vorbereitung für Dresden, meinen 4.  Stadtmarathon, hatte ich den Trainingsplan von der Zielzeit 3:45 h erstmals auf 3:30 h hochgeschraubt. Die Zeiten im Training zu erfüllen  erwies sich als eine lösbare Aufgabe. Doch im Wettkampf?

Die Bedingungen vor Ort waren diesmal ideal: 12 Grad, trocken, wenig  Wind, keine Sonne. Und der Rahmen stimmt dort sowieso: "nur" etwa 7000 Starter, davon 1300 über die volle Distanz, etwa 3300  laufen Halbmarathon, der Rest 10 km. Schlange stehen beim Startnummern Abholen ist - zumindest am Samstag - ein Fremdwort.  Alles ist ausgezeichnet organisiert und klappt reibungslos. Die Startgebühr ist sehr moderat und bis zur letztmöglichen  Online-Anmeldung, knapp zwei Wochen vor dem Event, nicht einmal gestaffelt. So mag ich das: eine überschaubare Veranstaltung mit familiärem Charakter, aber doch ausreichend viele Teilnehmer für gutes Wettkampfflair. Zwar starten alle Läufer auf allen Distanzen zum selben  Startschuss, sogar die Walker, die ganz hinten in der Aufstellung stehen, doch es stehen die Straßen anfangs in der ganzen Breite zur  Verfügung, das Feld zieht sich schnell auseinander. Und sobald die 10-km-Läufer abgebogen sind, wird's noch leichter. Die zweite Runde -  ohne die Halbmarathonis - ist fast einsam, doch ein Vordermann zum Dranhängen findet sich allemal.

Wie immer ist mein Puls am Wettkampftag zu hoch. Zuviel Adrenalin?  Eigentlich logisch, wenn man sich 12 Wochen akribisch vorbereitet und in den letzen Tagen noch besonders aufpasst um  nichts falsch zu machen: Distanz zu den allgegenwärtigen Niesern und Hustern. Bloß nicht mehr zu viel Trainieren. Genügend  Schlafen. Genügend Trinken. Kohlehydrate Essen. Laufklamotten  Vorbereiten. Batteriewechsel in der Uhr. Gels Besorgen. Und am Morgen  vor dem Wettkampf: Wann stehe ich auf? Was und wie viel frühstücke ich? Und das Wichtigste: wie läuft es auf dem Klo???  Und da willst du dir  selber weismachen, du wärst nicht aufgeregt?? Langsames Warmlaufen: schon 75 % Puls. Grässlich. Kurze, ganz leichte  Steigerungen: die Pumpe dreht hoch auf 87 %. Eine Katastrophe. Bei jedem wichtigen Wettkampf die gleiche Kacke. Ich brauche mehr  Routine statt  Kontrollwahn!

Das erste Gel nehme ich noch kurz vor dem Start. Die Plastikflasche mit der kleinen Wasserration zum Nachspülen - habe ich irgendwo liegen lassen. Und jetzt geht's los. Nach dem Start kontrolliere ich  permanent mein Tempo, Vorgabe sind erst mal 5:00 bis 5:05 min/km - passt. Puls  85 % - mein Wunsch wären 80 % für die ersten 20 km gewesen, Naja,  nichts zu machen. Ich versuche, locker zu laufen und nicht zu überpacen, im Zweifelsfall etwas langsamer zu werden. Das gelingt sehr  gut, vor allem auch, weil der Stadtkurs, abgesehen von ein paar Brücken, absolut flach verläuft. Alle 8 km ein Gel. Der Puls bleibt bei 85 %, die  erste Hälfte läuft optimal: HM-Zwischenzeit 1:45:02, meine zweitschnellste je bei einem Wettkampf gelaufene HM-Zeit. Und jetzt, nach Lehrbuch Seite  2, das Tempo gaanz leicht anziehen. Kein Problem! Hurra!

Doch leider ist ein ganzer Marathon was ganz anderes als zwei halbe. Bei  km 27 gehen diesmal die Sperenzchen los: der Puls schießt auf 105 % hoch. Kenne ich schon, aus Gaustadt, aus Staffelstein, aus  Würzburg. Aber ich muss Tempo rausnehmen, auf 5:20 runtergehen. Nach 2 km fängt sich der Puls wieder und pendelt sich bei 89 % ein. Doch  die Sauerstoffschuld bleibt und ich habe bis zum Ende des Rennens damit zu kämpfen. Phasenweise kann ich mein Tempo wieder  steigern, aber aufholen? Nein. Bei km 30 kommt dann die große Krise, bei dem Gedanken, dass ich mich noch über eine Stunde am Schnauf-Limit  quälen muss! Null Spaß! Und das ganz große Ziel, die 3:30 zu knacken, ist unerreichbar. Eigentlich habe keine Lust mehr. Wen kümmert's schon,  wenn ich jetzt aufhöre?

Aber Aufgeben gibt's nicht! Außerdem ist eine neue persönliche Bestmarke  und die von Anfang an realistischere Zielvorgabe, eine Zeit zwischen 3:30 und 3:40 noch absolut drin! Und - welche  Überraschung! - die großen muskulären Probleme, die bleischweren, übel schmerzenden Beine, sonst spätestens bei km 38, bleiben aus, bis zuletzt. Beim Blick auf die Uhr bei km 39 kommt mir die Gewissheit: ich kann locker durchlaufen und das aktuelle Tempo (5:30)  halten. Das wird ein Finish klar unter 3:40 h, so langsam kann ich gar nicht mehr werden. Auch der böige Gegenwind auf der  Zielgeraden kann mir nichts anhaben, sogar ein kleiner Endspurt ist für mich - zum ersten Mal bei einem Marathon - drin. Yeaaah! Finish bei 3:37:03.

Alles in allem eine sehr positive Erfahrung. PB m über 5 min verbessert,  und dabei sind die großen Muskelprobleme ausgeblieben. Auch in den Tagen danach geht's mir in den Beinen viel besser als bei meinen ersten drei Marathons. Vielleicht lag es auch an der guten Massage nach dem Ziel, unten in der Tiefgarage, auf die man  übrigens nur ganz kurz warten muss. Auch das ist, wie schon im Vorjahr, in Dresden besser als bei jedem mir sonst bekannten Lauf.

Ich werde mit Sicherheit wieder dort starten. Denn was konnte ich noch  feststellen: eine bekannte Strecke kommt einem viel kürzer vor als eine neue.

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